Ob als Brotaufstrich, in Getränken oder zur Verfeinerung von Süßspeisen: als reines Naturprodukt ist Honig sehr beliebt. Zwei Gläser werden jährlich im Schnitt pro Person verzehrt (Statista, 2020). Dabei übersteigt die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches. Der Selbstversorgungsgrad liegt bei lediglich 33 Prozent. Im Jahr 2020 zählte der Deutsche Imkerbund circa 160.000 Imker mit insgesamt etwa 1.100.000 Bienenvölkern.
Wie ist ein Bienenvolk aufgebaut?
In einem Glas Honig stecken Unmengen an Arbeit. Zuallererst müssen sich die Bienen auf Nahrungssuche begeben und Nektar sammeln. Dieser wird im Honigmagen, der sogenannten Honigblase, gelagert und zurück zum Bienenstock transportiert. Dort übergeben sie den Inhalt der Blase an eine Stockbiene (=Arbeiterin, die innerhalb des Bienenstocks arbeitet), die den Inhalt wiederum weitergibt.
Durch die ständige Weitergabe von Biene zu Biene wird der Nektar mit Enzymen, Eiweißen und Säuren angereichert bis er zähflüssig wird. Anschließend wird der Nektar in leeren Wabenzellen verteilt. Hier verdunstet er, bis er nur noch einen Wassergehalt von 20 Prozent oder weniger aufweist. Aus Sicht der Bienen ist der Honig damit fertig und wird in Lagerzellen transportiert, die mit einer luftundurchlässigen Wachsschicht abgedichtet werden.
Die Bienen haben ihre Arbeit erledigt – nun kommt der Imker ins Spiel und sorgt dafür, dass der Honig von der Wabe in das Glas gelangt. Um die Qualität des Honigs nicht zu beeinträchtigen, muss auf den richtigen Zeitpunt der Ernte geachtet werden. Erst wenn der Wassergehalt des Honigs unter 18 Prozent liegt, ist er bereit zur Ernte. Das überprüft der Imker mit dem Refraktometer. Ist der Wert zufriedenstellend, werden die Holzrahmen mit den Waben entnommen. Bevor der Honig geschleudert werden kann, muss die Wachsschicht von den Waben entfernt werden. Diese "Entdecklung" erfolgt entweder maschinell oder per Hand mit einer feinzinkigen Gabel.
Anschließend werden die Rahmen in die Honigschleuder eingehängt. Die Zentrifugalkraft sorgt dafür, dass der Honig durch schnelles Drehen aus den Waben herausgeschleudert wird. Dann muss der fertige Honig nur noch durch ein Sieb gegossen werden und ist bereit für die Abfüllung in Gläser.
Die vielen verschiedenen Honigsorten unterscheiden sich in Aussehen, Konsistenz, Geruch und Geschmack. Grundlegend differenziert man jedoch zwischen zwei Kategorien: dem Waldhonig und dem Blütenhonig. Letzterer wird aus dem Nektar verschiedenener Pflanzen gewonnen. Wird hauptsächlich der Nektar einer Blütenpflanzenart, wie zum Beispiel Raps gesammelt, wird der daraus entstehende Honig als sortenreiner Rapshonig bezeichnet.
Im Unterschied zu Blütenhonig wird Waldhonig nicht aus dem Nektar von Blüten, sondern aus Honigtau produziert. Dieser entsteht, in dem Insekten den Saft von Blättern saugen und daraufhin eine zuckrig-süße Flüssigkeit, den Honigtau, wieder ausscheiden. Dieser wird von den Bienen aufgenommen und im Bienenstock zu Honig verarbeitet.
Das Wachs wird von den Arbeiterinnen im Bienenvolk produziert. Es wird aus Wachsdrüsen am Hinterleib ausgeschwitzt. Damit bauen die Bienen Waben, die die Brut beherbergen und als Lagerplatz für Pollen und Nektar dienen.
Im Grunde funktioniert ein Wachskreislauf folgendermaßen: Sind die Waben in einem Bienenvolk zu alt, werden sie aus hygienischen Gründen aus der Beute entfernt. Das Wachs wird aus den Rahmen ausgeschmolzen und gereinigt.
Aus dem gewonnenen Wachs können dann neue Mittelwände gegossen werden, die wieder in das Bienenvolk gehängt werden. Wird immer dasselbe Wachs aus einem Bienenstock wiederverwendet, spricht man von einem geschlossenen Wachskreislauf.
Problematisch sind in diesem System allerdings die Schadstoffe, die sich im Laufe der Zeit anreichern. Wachs ist fettliebend, daher bindet es Gifte wie Bekämpfungsmittel gegen Varroamilben oder Wachsmotten. Sind zu viele Rückstände im Wachs, können sich die Gifte auch im Honig und in der Brut anreichern. Um das zu verhindern, „öffnen“ viele Imker den Wachskreislauf, indem sie einen Teil des Wachses aus dem Kreislauf entfernen. Dieser kann dann zur Herstellung von Bienenwachskerzen genutzt werden.
Wie werden Kerzen aus Bienenwachs hergestellt?
Für die Produktion von neuen Mittelwänden sollte in offenen Wachskreisläufen nur das Wachs von Drohnenrahmen und das Entdeckelungswachs (Wachs, mit dem die Bienen die Zellen mit dem reifen Honig verschließen) verwendet werden. Das gewonnene Wachs kann dann in speziellen Gießformen zu neuen Mittelwänden verarbeitet werden, die frei von Rückständen sind.
Ist der letzte Honig geschleudert, ist das Jahr für den Imker noch lange nicht zu Ende. Dieser kümmert sich nun darum, die Futtervorräte seiner Bienen wieder aufzufüllen und kontrolliert, ob mögliche Krankheiten aufgetreten sind. Um die Bienenvölker in Ruhe durchzusehen, nutzt der Imker den sogenannten Smoker.
Die Varroamilbe ist der gefährlichste Feind der Biene. Sie überträgt Viren, die dazu führen, dass die Bienen-Brut meist kurz nach dem Schlüpfen stirbt. Auch wenn das ganze Jahr über kontrolliert wird, wie es den Bienen geht, wird im Frühherbst der Milbenbesatz, falls vorhanden, noch einmal reduziert. Dafür gibt es einige zugelassene Arzneimittel. Viele Imker nutzen dafür aber auch nur organische Säuren wie 60-prozentige Ameisensäure. Diese verhindert, dass sich Behandlungsrückstände im Bienenwachs anreichern. Die Ameisensäure wird mit speziellen Verdampfern in die Beuten (= Behausung der Bienen) eingebracht. Für die Bienen sind die Dämpfe weitestgehend umproblematisch, die Varroamilben vertragen sie jedoch nicht und werden bei sachgerechter Anwendung gut bekämpft. Über die Verwendung der Bienenarzneimittel wird natürlich genauestens Buch geführt.
Durch die Entnahme des Honigs fehlen den Bienen die Wintervorräte. Daher versorgt der Imker seine Bienenvölker mit Futtersirup, damit die Bienen über den Winter kommen und ihren Nachwuchs eifrig pflegen.
Außerdem ist nach der letzten Ernte Zeit zum Saubermachen: die Holzrahmen, in denen die Bienen ihre Waben bauen, werden für die nächste Saison vorbereitet. Altes Wachs wird herausgeschmolzen, die Rahmen werden geputzt und abgeflammt, um mögliche Krankheitserreger abzutöten.
Bienen halten keinen Winterschlaf. Im Gegenteil, sie müssen sich sogar permanent bewegen um zu überleben. Wenn die Temperaturen im Winter sinken, kuscheln sich die Bienen in der sogenannten Wintertraube eng aneinander, zittern scheinbar und sorgen so für Wärme. Das Zittern der Bienen entsteht dadurch, dass sie ihre Flugmuskulatur permanent aktiveren – ohne dabei mit den Flügeln zu schlagen. In der Mitte der Wintertraube sitzt die Bienenkönigin. Dort ist es immer um die 25 Grad Celsius warm.
Sobald sich die ersten Sonnenstrahlen im Frühling blicken lassen, zieht es auch die Bienen nach draußen. Dort müssen sie sich erst einmal erleichtern. Im Bienenstock gibt es nämlich keine Toilette.
Deshalb besitzen Bienen eine Kotblase, in der alles Überflüssige gesammelt wird. Wenn dann die Temperaturen steigen, setzen sie zum sogenannten "Reinigungsflug" an. Dabei hinterlassen sie gerne Spuren auf hellen Fläche wie zum Beispiel weißer Wäsche.
Imker und Landwirt können voneinander profitieren. Denn auf der Suche nach Nahrung transportieren die Bienen Pollen von einer Blüte zur nächsten. Dadurch sorgen sie für die Befruchtung von Pflanzen, was die Ernteerträge der Landwirte erhöht. Die Bienen hingegen nutzen die Blüten angebauter Pflanzen als Nahrungsquelle. Vor allem dann, wenn der Raps blüht, ist der Austausch von Imker und Landwirt besonders wichtig. Denn der Nektar der Rapsblüten ist die Basis für den beliebten Rapshonig.
Landwirte müssen dafür sorgen, dass die Pflanzen gut wachsen und gesund sind. Dafür ist es manchmal notwenig, etwas gegen Schädlinge zu tun. Denn sie können nicht nur die Ernte der Landwirte vernichten, sondern auch den Bienen die Nahrungsgrundlage nehmen. Vor allem der Rapskrebs ist gefürchtet.
Bevor der Landwirt Pflanzenschutzmittel ausbringt, wäre es von Vorteil die sich in der Umgebung befindenen Imker darüber zu informieren. Manche Imker lassen ihre Bienen dann für diesen Zeitraum nicht heraus, um sie zu schützen. Wichtig ist aber auch, dass die Imker den örtlichen Landwirten Bescheid geben, wo ihre Bienenvölker stehen. Denn nur so ist eine Abstimmung untereinander möglich.
Interview mit Landwirt Jürgen Paffen
Zusammen bringen sie mehr als 70 Jahre praktische Erfahrung mit Bienen mit und kennen sich nicht nur mit Honigbienen aus: Thomas Köhler und Jürgen Gräfe sind Hobbyimker und engagieren sich seit langer Zeit für die Imkerei und die Bienen. Die beiden finden: Wildbienen sollten viel mehr im Mittelpunkt stehen. Mit zielgerichteten, einfach umzusetzenden Maßnahmen können Landwirte, aber auch jeder von uns eine Menge dazu beitragen, die kleinen Insekten zu fördern.
Doppelinterview mit den Hobbyimkern Jürgen Gräfe und Thomas Köhler
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