Warum gibt es so wenig heimische Tomaten?

Statistiken zeigen: Die Deutschen lieben Tomaten. Trotzdem stammen nur 3,5 Prozent des Fruchtgemüses, dass wir im Handel finden, aus heimischem Anbau. 96,5 Prozent der Tomaten werden importiert – vor allem aus den Niederlanden, Spanien, Belgien oder Marokko. Wir haben bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und beim Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) nachgefragt, warum das so ist.

BLE: Erfahrene Konkurrenz Niederlande

Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung vermutet dahinter vor allem historische Gründe. „Schon seit Jahrhunderten produzieren die Niederländer wegen eingeschränktem Platzangebot Sonderkulturen wie Gemüse und Blumen und importieren Agrargüter wie Getreide“, teilt uns eine Vertreterin der Pressestelle auf Anfrage mit. Eine starke Förderung habe der Unter-Glas-Anbau vor allem nach dem Zweiten Weltkrieg erhalten, weil die niederländische Regierung so Hungersnöten vorbeugen wollte. Im Laufe der Jahre sei unser Nachbarland so zum Spezialisten für Gemüseproduktion und -export geworden. „Zurzeit sind die Niederlande Weltmarktführer in Gewächshaustechnik und der zweitgrößte Agrarexporteur nach den USA“, so die BLE-Sprecherin. „Für deutsche Landwirte wäre es zwar möglich vermehrt Tomaten zu produzieren, jedoch ist dies mit großen Investitionen verbunden und steht in direkter Konkurrenz mit den Niederlanden.“

ZVG: Steigender Preisdruck, teure Gewächshäuser & Bürokratie

Zwei weitere Gründe nennt uns Patricia Steinborn, Leiterin Kommunikation und politische Koordination beim Zentralverband Gartenbau in Berlin. Sie weist zunächst auf die höheren Produktionskosten für heimische Tomaten und den gleichzeitig gestiegenen Preisdruck hin. „Das hohe Lohngefüge und Sozialstandards, gestiegene Energie- sowie Betriebsmittelkosten können am Markt nicht vollumfänglich platziert werden.“ Dazu komme die Einstellung des Handels, wo seit zwei Jahren nur Ware zum Preiseinstieg bzw. als Aktionsware gekauft werde. „Nicht nur die Niederlande, auch Spanien und Marokko drücken dauerhaft auf den Markt und drücken auf die Preise.“ Weiterhin verweist Steinborn auf die hohen Mehrkosten, die ein Gewächshausneubau hierzulande mit sich bringt – ebenso wie bürokratischen Auflagen und Vorgaben zum Arten- und Naturschutz.

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