Der LandesWelle Strebergarten
Der Kleingarten ist wieder in Mode gekommen. Galt er lange Zeit als spießig, sind Gartengrundstücke vor allem in den Städten begehrt. Denn selbst Gemüse und Obst anzubauen, zu imkern, Hühner zu halten oder einfach nur ein bisschen an der frischen Luft entspannen zu können, tut der Seele gut. Zugegeben, ein bisschen Mühe macht es zwar, den perfekten Garten anzulegen. Aber das Ergebnis ist meist unbezahlbar.
Was macht Ihren Schrebergarten zum "Strebergarten"? Welchen Mehrwert bietet er? Das wollte die Initiative Heimische Landwirtschaft vom 16. bis zum 27. August gemeinsam mit LandesWelle Thüringen herausfinden.
Wer seinen Garten ins Rennen geschickt hat, konnte einen von zehn Garten-Einkaufsgutscheinen im Wert von 100 Euro gewinnen.
Wer Beete anlegt, Obstbäume pflegt oder einfach nur gern grillt, kann in vielerlei Hinsicht von der Erfahrung der heimischen Landwirte und Gartenbaubetriebe profitieren. Die Grundregeln gelten im größeren Maßstab in der Landwirtschaft wie auch im kleineren beim Gärtnern. Wie kann die Fruchtbarkeit des Bodens erhalten werden? Was muss beim Schneiden von Obstbäumen beachtet werden? Und wie bleiben Pflanzen gesund? Diese und andere Fragen hat die Initiative Heimische Landwirtschaft vom 16. bis zum 27. August im Radio bei LandesWelle Thüringen, hier auf der Webseite sowie den Kanälen in den sozialen Medien beantwortet.
Die Bodenqualität
Unsere Böden – sie sind die Grundlage für die Erzeugung von Futter- und Lebensmitteln, die in der Landwirtschaft angebaut werden. Ohne Böden gäbe es kein Getreide, keinen Raps und keine Zuckerrüben.
Jeder Boden ist individuell – hat seine eigenen Ansprüche. Von Sandboden, über Schluffboden zu Lehmböden. "Das ist Natur", sagt Erik Förster von der Agrarproduktion Zorgeland in Windehausen.
Pflanzen benötigen Sonne, Wasser und Nährstoffe um sich entwickeln und wachsen zu können. Um den Gehalt der Nährstoffe im Boden wie Stickstoff, Phosphat oder Kalium zu untersuchen, nehmen Landwirte regelmäßig Bodenproben. Dazu werden zu Jahresanfang, sobald der Boden begehbar ist, mit Lanzen in drei verschiedenen Bodentiefen Proben entnommen. Diese Proben werden dann gekühlt an ein Labor geschickt und analysiert.
Mithilfe dieser Untersuchungen können mangelnde Nährstoffe im Boden gezielt mit organischem oder mineralischem Dünger ausgeglichen werden, um den Pflanzen optimale Bedinungen zum Wachsen zu liefern. "Wichtig ist, den Boden zur richtigen Zeit zu bearbeiten. Und das ist von Boden zu Boden unterschiedlich", erklärt Erik Förster.
Die Fruchtfolge
Wo im letzten Jahr noch Gerste stand, wächst in diesem Jahr zwei Meter hoher Mais. Der Wechsel der angebauten Früchte geschieht in der Landwirtschaft jedoch nicht willkürlich, sondern folgt einer bestimmten "Fruchtfolge". Diese bringt den Vorteil mit sich, dass die Bodenfruchtbarkeit erhalten wird und sich der Schädlingsdruck reduziert.
Jede Pflanze entzieht dem Boden eine bestimmte Kombination von Nährstoffen. Würde man zum Beispiel dauerhaft Mais auf derselben Fläche anbauen, hätte das schwerwiegende Folgen. Krankheiten und Schädlinge, die typisch für diese Nutzpflanze sind, würden sich über die Zeit vermehren.
Außerdem würde die Fruchtbarkeit des Bodens auf Dauer abnehmen, da diesem wichtige Nährstoffe fehlen. Die Folge: ein sinkender Ertrag.
Um das zu verhindern, werden je nach Bodenart bestimmte Fruchtfolgen eingehalten. "Fruchtfolgen sind überlebensnotwendig", erklärt Marcus Blaufuß vom Landgut Weimar. Die Kulturen, die hintereinander angebaut werden, können sich gegenseitig begünstigen. Wurden auf einem Feld im letzten Jahr Kartoffeln angebaut, ist der darauffolgende Anbau von Getreide von Vorteil. Denn der Kartoffelkäfer, der sich im Vorjahr ausgebreitet hat, wird von dem Getreide vertrieben.
Außerdem werden zwischen zwei Hauptfrüchten wie zum Beispiel Mais und Gerste häufig Zwischenfrüchte wie Senf oder Rettich angebaut. Diese dienen hauptsächlich dem Zweck der Gründüngung, werden also in der Regel nicht geerntet, sondern mit dem Pflug oder dem Mulcher in den Boden eingearbeitet. Dadurch wird der Boden mit Nährstoffen angereichert und für optimale Bedingungen für die nachfolgende Kultur gesorgt.
Die Apfelernte – Obsternte im großen Stil
Der Apfel ist das Lieblingsobst der Deutschen. Pro Jahr verzehrt jeder von uns über 25 Kilogramm des Obstes.
Doch bei der Ernte ist Vorsicht angesagt. Sie müssen sorgsam behandelt werden, denn haben sie einmal Druckstellen, werden sie schnell braun. Die Äpfel werden überwiegend in Handarbeit geerntet. Dabei ist es wichrig, diese durch Heben und Drehen von den Trieben zu lösen. Um die Ernte zu vereinfachen, sind die Apfelbäume in heutigen Obstplantagen in der Regel nicht höher als drei bis maximal vier Meter. So sind keine zusätzlichen Maschinen erforderlich und es werden Kosten gespart.
Sind die Äpfel gepflückt, werden sie in Kisten verpackt und zügig in das Lager gebracht. Dort werden sie auf drei bis fünf Grad runtergekühlt. Jörg Dornberger von Fahner Obst in Gierstädt beschreibt diesen Prozess als "schlafen legen" der Äpfel. Je nach Sorte werden diese unter Sauerstoffreduktion bis zur nächsten Ernte im August gelagert. Durch die entsprechende Lagerung schmecken die Äpfel auch Wochen und Monate nach der Ernte noch wie frisch gepflückt. Besonders gut für die Lagerung eignen sich die Sorten Boskoop, Topaz und Jonagold.
Bienen und Insektenschutz
Die Natur ist die Grundlage der Landwirtschaft – und dazu gehören auch verschiedenste Insektenarten. Durch die Bewirtschaftung von Flächen verringern sich zum Teil deren Lebensräume. Daher versuchen viele Landwirte diesen Verlust auszugleichen, indem sie bestimmte Maßnahmen zum Schutz und Erhalt der Insekten ergreifen.
Dazu zählen zum Beispiel Insektenhotels, Steinhaufen und Totholzhaufen. Vor allem auf Flächenabschnitten, die nicht besonders ertragsreich sind, legen viele Blühstreifen oder ganze Blühflächen an. Diese sind nicht nur für uns Menschen schön anzusehen, sondern bieten in erster Linie vielen Insketen wie Bienen oder Schmetterlingen Nahrung und Lebensräume. Besonders effektiv sind mehrjährige Blühflächen. Diese sind zwar nicht so prachtvoll und bunt wie die einjährigen, sind für Insekten aber deutlich sinnvoller. Denn gerade im Winter ist es wichtig, den Tieren Nistmöglichkeiten zu schaffen.
Regionales vom Grill
Auch wenn die Wahl beim Grillen immer häufiger auf Grillgemüse und Grillkäse fällt, bleibt Fleisch das beliebteste Grillgut. Doch egal ob Gemüse, Käse oder Fleisch – wichtig ist, dass regionale Produkte verwendet werden, meint Simone Hartmann von der TZG Ernstroda:
"Es ist wichtig, dass bei uns in Thüringen auch Thüringer Fleisch gegessen wird. Wir haben in Thüringen genug Fläche. Darunter auch viel Grünland. Wir können das Grünland nicht anders verwerten als über den Tiermagen und das geht auch nur mit Rindern. Deswegen ist es sinnvoll, dass hier auch Thüringer Fleisch gegessen und verarbeitet wird. Wir haben das hier, wir können das anbieten – und die Qualität ist top. Wichtig wäre es, wenn die Verbraucher darauf achten, dass die Produkte einen regionalen Bezug haben – dass es aus der Region kommt um die Betriebe zu unterstützen, sodass wir weiter Landwirtschaft betreiben können. Unser schönes, wunderbares grünes Thüringen soll weiter grün bleiben. Und das ganze Grünland muss eben mit Tieren genutzt werden. Deswegen möchte ich an alle appellieren, regionale Produkte zu kaufen, regionales Fleisch zu kaufen."
Steinobsternte und Verarbeitung
Weiche Schale, harter Kern – das trifft wortwörtlich auf Mirabellen, Kirschen, Pflaumen, Pfirsiche und viele mehr zu: Das Steinobst.
Steinobstfrüchte zählen zum Weichobst. Bei der Ernte ist also Vorsicht geboten, damit das Obst keine Druckstellen bekommt und nicht matschig wird. Chrisante Geier vom Obstgut Geier in Schmölln setzt bei der Ernte aus diesem Grund eher auf "zarte Hände", erzählt sie schmunzelnd.
Je nach Qualität wird das Steinobst sortiert. Auf dem Obstgut Geier werden die kleineren, nicht so schönen Pfirsiche zum Beispiel zu Kompottpfirsichen verarbeitet. Die restlichen Pfirsiche werden als Tafelware verkauft, also als besonders für den Frischverzehr geeignetes Obst.
Frisches Steinobst aus der Region kann mann von Ende Mai bis in den Herbst hinein genießen.
Pflanzenschutzmittel
Pflanzenschutz – ein sehr kontroverses Thema, bei dem die Meinungen weit auseinander gehen. Dabei ist das Prinzip dahinter eher weniger kompliziert: Pflanzenschutzmittel werden in der Landwirtschaft verwendet, um Kulturpflanzen vor Unkräutern und Schädlingen zu schützen.
Sowohl für die Ernährung von Menschen als auch von Tieren werden Pflanzen in einer bestimmten Menge und Qualität benötigt. Doch die Menge und Qualität der Ernte wird maßgeblich durch Schädlinge und Krankheiten beeinflusst. Daher ist der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln für viele Landwirte unerlässlich. Die Bedingungen zum Ausbringen der Mittel sind genauestens festgelegt. Windgeschwindigkeit, Temperatur und Feuchtigkeit dürfen bestimmte Werte zum Beispiel nicht überschreiten.
Im Übrigen ist für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln ein Sachkundenachweis erforderlich.
Obstbaumschnitt
Die Gesundheit eines Baumes steht spiegelbildlich für die Qualität der Früchte, die er trägt. "Daher muss man diese ständig im Auge behalten", rät Jörg Dornberger von Fahner Obst in Gierstädt.
Die Arbeit eines Obstbauern besteht größtenteils aus Pflege- und Schnittarbeiten. Besonders wichtig beim Obstbaumschnitt ist die optimale Belichtung des Baumes von oben bis unten. Dornberger empfiehlt, den Baum ähnlich zu einem Weihnachtsbaum zu schneiden: Oben spitz und nach unten immer breiter werdend. Nur so kann die Sonne den gesamten Baum erreichen und es können Blütenknospen ausgebildet werden. Diese Arbeit bezeichnet man als Auslichtung des Baumes. Außerdem sollte darauf geachtet werden, dass die Seitenäste, die die Früchte tragen, ungefähr halb so stark sind wie die Mittelachse, der Stamm.
Der Zeitpunkt des Obstbaumschnitts hängt natürlich in erster Linie von dem Zeitpunkt der Ernte ab. Steinobstbäume werden häufig im August nach der Ernte beschnitten. So hat der Baum noch genügend Zeit zu verheilen, bevor es Winter wird.
Düngung
Damit Pflanzen wachsen können, brauchen sie Wasser, Luft, Sonnenlicht und vor allem eins: Nährstoffe. Diese werden über die Wurzeln der Pflanze aus dem Boden aufgenommen und sind essentiell für das Wachstum einer Pflanze.
In jedem Wachstumszyklus werden dem Boden Nährstoffe und Mineralien entzogen. Dieser Mangel kann durch die Düngung wieder ausgeglichen werden. Würde man auf das Düngen verzichten, würde sich die Fruchtbarkeit und die Gesundheit des Bodens und damit das Wachstum und die Qualität der Pflanzen auf Dauer immens verschlechtern. Werden Zuckerrüben beispielsweise nicht ausreichend mit Phosphor und Kali versorgt, verringert sich der Zuckergehalt der Pflanze.
Wie viel Dünger der Boden braucht, ist abhängig von der Pflanze, die dort angebaut werden soll. Mit Bodenproben wird ermittelt, welche und wie viele Nährstoffe bereits im Boden enthalten sind, und welche diesem auf anderem Wege noch zugeführt werden müssen.
Vogelscheuchen
Große Vogelscharen versammeln sich auf den Feldern und in den Obstbäumen und richten dort große Schäden an. Die Meinungen darüber, was helfen kann, gehen weit auseinander. Hängen die einen CDs in den Baum, deren Lichtreflexionen die Vögel abschrecken, versuchen es andere mit Drachen, die einen Raubvogel auf Beutezug imitieren sollen.
Jörg Dornberger, Obstbauer aus Gierstädt, setzt größtenteils auf Geräuschimitationen: "Wir nutzen Geräte, die verschiedene Gefahren für Vögel imitieren: Das Geschrei von Bussarden und Falken, quietschende Autoreifen oder Hundegebell."
Wichtig ist, betont Jörg Dornberger, dass man regelmäßig zwischen verschiedenen Methoden wechselt. Ansonsten gewöhnen sich die Vögel sehr schnall daran und lassen sich auch von der kreativsten Vogelscheuche nicht mehr verscheuchen.
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