Auf den ersten Blick ist die Agrargenossenschaft Gleina ein klassischer Landwirtschaftsbetrieb, wie es ihn im südlichen Sachsen-Anhalt häufiger gibt. Auf den Feldern wachsen bewährte Feldfrüchte wie zum Beispiel Gerste, Weizen, Mais und Zuckerrüben. Zum Hof gehören 350 Milchkühe. Mit etwa 1.200 Schafen kümmert sich der Betrieb außerdem um die Pflege der Kulturlandschaft in der Region rund um die Wein- und Sektstadt Freyburg. Und nicht nur das. Das Unternehmen bewirtschaftet selbst 200 Hektar Rebflächen und ist damit der größte Winzer im Weinbaugebiet Saale-Unstrut, dem nördlichsten für Qualitätsweine Deutschlands. Mit einer Anbaufläche von mehr als 800 Hektar zählt es zu den eher kleineren. Typisch für die Gegend ist der Muschelkalk-Verwitterungsboden, der sich durch einen hohen ph-Wert auszeichnet.
Der überwiegende Teil der Weinberge der Agrargenossenschaft Gleina liegt rund um Freyburg. Etwa 50 Hektar werden jedoch im nahe gelegenen Weimar in Thüringen bewirtschaftet.
Der Agrarbetrieb begann bereits 1963 mit dem Weinbau und kann auf eine 60-jährige Erfahrung in der Arbeit auf den Rebflächen zurückblicken. Wein gehört zur arbeitsintensivsten Kultur. Ungefähr 3.300 Rebstöcke wachsen auf einem Hektar. 27 Personen plus Saisonarbeitskräfte kümmern sich das ganze Jahr um sie. „Denn zu tun gibt es im Weinberg immer etwas“, weiß Maria Heinrich, Assistentin der Geschäftsführung der Agrargenossenschaft Gleina. Direkt nach der Ernte bis hinein ins Frühjahr werden die Pflanzen beschnitten. Danach müssen Triebe angebunden und gebogen werden. Immer wieder muss außerdem Laub geschnitten werden, so dass die Rebstöcke nicht zu groß werden und ausreichend Licht und Wärme an die Trauben gelangen können. Das Beschneiden hilft dabei Pilzkrankheiten wie den echten und den falschen Mehltau zu verhindern.
Wie immer mehr Winzer setzt auch die Agrargenossenschaft Gleina bei Neupflanzungen auf so genannte Piwi-Sorten. „Sie sind widerstandsfähig gegenüber bestimmten Krankheiten“, erklärt Michael Erfurt, Winzer in der Agrargenossenschaft. Dennoch seien regelmäßige Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig, um die Rebstöcke und die Ernte nicht zu gefährden. Das betreffe nicht nur die konventionell bewirtschafteten Rebflächen, sondern auch die Weinberge, auf denen Bio-Weine erzeugt werden, führt Maria Heinrich aus. Der Öko-Anbau habe derzeit jedoch einen geringen Anteil: Lediglich zwei Hektar Rebfläche in der Nähe von Weimar bewirtschaftet der Betrieb nach biologischen Grundsätzen.
„Viele der Tätigkeiten auf den Rebflächen lassen sich nur von Hand erledigen“, sagt die studierte Agrarwissenschaftlerin. Eine große Arbeitserleichterung sei daher der Einsatz von Vollerntemaschinen. „Der Weinvollernter schafft einen Hektar in etwa einer Stunde“, führt Michael Erfurt aus. Die Weinlese von Hand würde etwa 200 Arbeitsstunden dauern. Auch, weil es immer weniger Menschen gibt, die die körperlich schwere Arbeit unter freiem Himmel machen wollen, ist der Betrieb dankbar für die technische Unterstützung. Die Trauben könnten dadurch zum optimalen Zeitpunkt gelesen und Ernteverluste reduziert werden. An ihre Grenzen stoßen die Erntemaschinen lediglich bei sehr steilen Hängen. Aber Steigungen von bis zu 30 Prozent könnten problemlos bewältigt werden. Pro Hektar kann die Agrargenossenschaft Gleina durchschnittlich etwa 8,5 Tonnen Wein ernten.
75 Prozent der von den Gleinaern angebauten Trauben sind Weißweinsorten. Hier dominiert Müller-Thurgau, gefolgt von Weißburgunder, Bacchus oder Kerner. Fast zwanzig Sorten Weißwein werden aktuell angebaut. Aufgrund des vergleichsweise kühlen Klimas spielen die wärmeliebenden Rotweintrauben eine eher untergeordnete Rolle. Noch. Denn die klimatischen Veränderungen mit längeren Trockenperioden haben auch Auswirkungen auf die Winzer der Region. Der Landwirtschaftsbetrieb versucht zum Beispiel beim Neuanlegen von Rebflächen eine Tröpfchenbewässerung zu installieren.
Nach der Ernte werden die Trauben in der Winzervereinigung Freyburg weiterverarbeitet. Nach dem Auspressen kommt der Saft in Vorgärtanks, wo sich der so genannte Trub absetzt. Später wird er in die eigentlichen Gärtanks gefüllt und mit Hefe versetzt. Dort kann er dann ausreifen. Vermarktet werden die Weine der Agrargenossenschaft unter der Marke der Winzervereinigung Freyburg-Unstrut und sind im Handel sowie über einen Onlineshop erhältlich.
Hier gibt es mehr Informationen über die Agrargenossenschaft Gleina:
Profilseite auf www.heimischelandwirtschaft.de
Agrargenossenschaft Gleina im Internet
Diese Weißweinsorten werden in Gleina angebaut:
• Müller-Thurgau
• Weißburgunder
• Bacchus
• Grauburgunder
• Kerner
• Riesling
• Scheurebe
• Solaris
• Silvaner
• Traminer
Diese Rotweinsorten werden in Gleina angebaut:
• André
• Dornfelder
• Portugieser
• Blauer Zweigelt
• Blauer Lemberger
• Regent
Diese Weißweinsorten werden in Weimar angebaut:
• Auxerrois
• Blauer Silvaner
• Grauburgunder
• Grüner Silvaner
• Müller-Thurgau
• Rieslaner
• Roter Elbling
• Sauvignon Blanc
• Weißburgunder
• Weißer Elbling
Diese Öko-Weißweinsorten werden in Weimar angebaut:
• Cabernet Blanc
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