Fragt man Alexandra und Marco Becker, was die Arbeit auf ihrem Weingut so faszinierend macht, spürt man die Begeisterung für alles, was mit dem Rebensaft zu tun hat. Bereits seit dem 19. Jahrhundert betreibt ihre Familie Weinbau in der Region Rheinhessen um Mainz-Ebersheim. In der achten Generation bewirtschaften die beiden gemeinsam mit ihren drei Söhnen 25 Hektar Weinberge und zusätzlich 25 Hektar Ackerfläche. Uns haben die Beckers erzählt, was es über das Jahr im Weingut zu tun gibt und was ein guter Winzer mitbringen sollte.
Was zeichnet den Weinbau bei Ihnen aus?
MB: Unsere Weinbergfläche ist insgesamt 25 Hektar groß. Sie ist auf insgesamt neun Gemarkungen verteilt. Das ermöglicht es uns über 20 verschiedene Rebsorten anzubauen, da wir hier unterschiedliche Böden und kleinklimatische Bedingungen nutzen können.
AB: Neben den klassischen Rebsorten experimentieren wir auch gerne mit außergewöhnlichen und neuen Sorten. Zum Beispiel haben wir Reben wie den Roten Riesling, den Rosa Chardonnay, den Blauen Sylvaner, den Regent, die Saphira oder den Blütenmuskateller im Anbau. Besonders stolz sind wir auf unsere Arbeit mit pilzwiderstandsfähigen Rebsorten wie dem Regent, der Saphira und dem Blütenmuskateller, an denen wir uns seit über 25 Jahren intensiv beschäftigen.
Was genau fasziniert Sie am Wein und am Winzerberuf?
MB: Der Beruf des Winzers ist äußerst abwechslungsreich. Man arbeitet nicht nur draußen im Weinberg, sondern auch im Keller, im Büro und im Marketing. Diese Vielfalt ist spannend und herausfordernd zugleich.
AB: Und am Wein selbst fasziniert uns vor allem die Möglichkeit jedes Jahr neue und vielfältige Weine zu erzeugen. Den Jahrgang herauszuriechen und zu schmecken, das ist einfach wundervoll. Und natürlich die Tatsache, dass wir alles von Anfang bis zum Kunden in unserer Hand haben. Unser Leitmotto lautet daher: "Unsere Passion für Ihren Genuss."
Was lernt man in der Ausbildung bzw. im Studium zum Winzer und was sollte man dazu mitbringen?
MB: Um den Beruf des Winzers zu erlernen, sollte man ein großes Interesse an naturwissenschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Abläufen haben. Ebenso ist viel Herzblut für die Arbeit in den Weinbergen, im Keller und in der Vermarktung des eigenen Weins erforderlich.
AB: In der Ausbildung oder im Studium erwirbt man die Grundkenntnisse für die täglichen Arbeiten im Weinberg und im Keller. Aber auch Themen wie Marketing und Sensorik spielen eine wichtige Rolle. Naturwissenschaftliche Kenntnisse in Chemie, Physik, Biologie und Biochemie werden vertieft. Zudem gewinnt die Betriebswirtschaftslehre und das Marketing an Bedeutung. Man lernt sozusagen, wie man einen eigenen betrieblichen Mikrokosmos managt.
Was sind die hauptsächlichen Aufgaben eines Winzers über das Jahr?
MB: Das sind vor allem die Arbeiten im Weinberg. Dazu gehören Handarbeiten wie das Rebenschneiden, das Herausziehen von Holz, Biegen, Heften, Ausbrechen und die Anpflanzung neuer Weinberge sowie deren Pflege. Natürlich dürfen auch die Arbeiten im Keller nicht vernachlässigt werden. Die Weine müssen in regelmäßigen Abständen kontrolliert und gepflegt werden. Zudem präsentieren wir unsere Weine auf Messen und Weinfesten.
Und was macht ein Winzer im Winter?
AB: Im Winter findet man uns Winzer hauptsächlich im Keller, wo wir den neuen Jahrgang begleiten. Außerdem werden in dieser Zeit die Reben zurückgeschnitten, um sie optimal auf das kommende Jahr vorzubereiten. Auch die Vermarktung, die traditionell in den letzten Wochen des Jahres stattfindet, ist ein wichtiger Aspekt.
Wie viel Buchhaltung gehört zum Beruf?
MB: Die Buchhaltung ist in unserem Beruf sehr wichtig. Wir müssen nicht nur die Keller- und Weinbuchhaltung sehr genau führen, uns sehr sorgfältig den Förder- und Aufzeichnungspflichten im Bereich Pflanzenschutz und Düngemittel widmen, sondern auch in der Steuerbuchführung immer up to date sein, da wir diese ebenfalls bei uns im Betrieb selbst führen. Gerade im Direktvermarktungsbereich, wo wir Theken- und Direktkundengeschäft betreiben, nehmen auch die Einzelkontenbuchungen stark zu.
Welche Rolle spielen Veranstaltungen und Weinproben in Ihrer Arbeit?
AB: Veranstaltungen und Weinproben sind für uns wichtige Säulen in der Vermarktung unserer Weine. Sie ermöglichen es uns, unsere Produkte zu präsentieren und direkten Kontakt zu unseren Kunden zu haben. Klassische Weinproben sind bei uns jedoch immer seltener zu finden. In den Sommermonaten bieten wir im Rahmen von Weinwanderungen Führungen durch unsere Weinberge an. Dabei geht es nicht nur um die Vorstellung unserer Weine, sondern auch darum, unsere Arbeit und Lebensphilosophie näherzubringen.
MB: In den Wintermonaten organisieren wir in unseren Räumlichkeiten auch kulturelle Veranstaltungen wie Lesungen, Theateraufführungen oder Singer-/Songwriter-Auftritte. Das schafft eine besondere Atmosphäre und verbindet Kultur mit Wein.
Was ist für Sie die schönste Seite am Beruf des Winzers?
MB: Das Schönste an unserem Beruf ist die Arbeit mit der Natur. Die Momente in unseren Weinbergen sind unvergleichlich schön. Die Abwechslung und Flexibilität in unserem Alltag machen den Job besonders reizvoll.
AB: Und natürlich ist es eine Freude, Menschen für unseren Beruf und unsere Weine zu begeistern. Das spornt uns jeden Tag aufs Neue an und gibt uns die Bestätigung, dass wir die richtige Berufung gewählt haben.
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