Ostern ohne Lammbraten? Das ist für viele undenkbar. Bei Schäferin Sandra Lippert aus Haufeld bei Rudolstadt in Thüringen gibt es diese Tradition des Osterlamms in anderer Form: Denn die Lämmer von Schafen und Ziegen werden bei ihr erst in der Osterzeit geboren. „Das ist einfach der natürliche Zyklus der Tiere. Sie lammen im Frühjahr ab, weil es für die Lämmer dann wärmer ist und die Mutterschafe draußen mehr zu fressen haben“, erklärt sie. Seit 2018 ist Sandra Lippert Schäferin im Haupterwerb. Kümmert sie sich jetzt noch in erster Linie mit ihren Tieren um die Landschaftspflege, will sie in Zukunft in die Direktvermarktung einsteigen und einen Hofladen mit ausschließlich regionalen Produkten eröffenen.
Sandra ist Seiteneinsteigerin im Schäferberuf, hat lange Zeit im Kundendienst gearbeitet, aber nebenher irgendwann angefangen, Ziegen zu halten. Aus dem anfänglichen Hobby wurde schnell eine große Leidenschaft. Deshalb hat sie den Bürojob vor einigen Jahren an den Nagel gehängt, um in der Natur und mit Tieren zu arbeiten.
Als „Landschaftspfleger mit Biss“ hält Sandra Lippert eine kleine Herde mit fast 80 Schafen und Ziegen. Ihr Auftrag: Die Landschaft zu schützen und zu erhalten. Denn indem die Tiere Gras, Büsche und andere Pflanzen abfressen (der Profi nennt das Entbuschung bzw. Beweidung), wird das Landschaftsbild erhalten und es können sich sogar verdrängte Arten ansiedeln. Lippert setzt dafür auf Burenziegen. „Die haben einen ruhigen Charakter und sie haben mich auch vom Äußeren her mit ihrer Stämmigkeit und der dunklen Rammnase gleich angesprochen“, sagt die Schäferin. Fürs Beweiden ist diese Rasse deshalb gut geeignet, weil sie mit hohen Temperaturen und einem kargen Futterangebot zurechtkommt. Mit ihrer gespaltenen Oberlippe können sie sogar sehr dornige Sträucher abfressen. Dort, wo die maschinelle Pflege an ihre Grenzen kommt und manchmal sogar unmöglich ist, kommen die Burenziegen zum Einsatz.
Als eine Art ökologische „Rasenmäher“ vermietet Sandra Lippert ihre Herde an Unternehmen und Privatpersonen. Sogar überregional ist diese Dienstleistung gefragt. Seit 2020 sind Sandras Landschaftspfleger regelmäßig im Auftrag der Deutschen Bahn in der Nähe von Magdeburg unterwegs und sorgen so für freie Gleise. „Dort wachsen viele Robinien, die sehr ausgeprägte Stacheln haben. Selbst mit Maschinen ist das Zurückschneiden für Menschen sehr anstrengend und auch gefährlich. Da hilft kein Arbeitshandschuh, denn die XXL-Dornen gehen da einfach durch. Für meine Tiere sind diese Bäume und Sträucher hingegen kein Problem“, berichtet Sandra Lippert.
Im Laufe der Zeit hat sich die gebürtige Mühlhäuserin eine Menge Wissen angeeignet. Mit Neugier geht sie besonders gern auf erfahrene Schäfer zu, um alles über den Beruf zu erfahren. Daraus hat sich mittlerweile eine eigene Philosophie entwickelt. So bekommen ihre Schafe nicht wie in großen Schäfereien in den Wintermonaten Lämmer, sondern erst, wenn die Tage im Frühjahr wieder wärmer werden. Geschlachtet werden sie dann erst mit mindestens sieben Monaten. Und auch ein Schaf, das bereits ein paar Tage älter ist, habe einen prima Geschmack. Deshalb kommt bei Sandra an den Ostertagen auch Schaf auf den Tisch, aber eben kein junges Lamm. Ohnehin, sagt sie, könne man Schaf- und Ziegenfleisch das ganze Jahr über essen. Es sei beispielsweise wunderbar für den Grill geeignet. Und das Grillen habe ja in einigen Regionen immer Saison.
Auf ihrem Instagram-Kanal @landschaftspfleger_mit_biss gibt Sandra regelmäßig Einblicke in die Ziegen- und Schafhaltung und alles, was in ihrer Schäferei so passiert.
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