Seit 232 Jahren ist die Gegend rund um Gierstädt (bei Gotha) ein traditionelles Süßkirschen-Anbaugebiet. Vom Höhenzug „Fahner Höhe“ umgeben, herrschen hier die perfekten Anbaubedingungen für die roten Schönheiten. Seit 21. Juni sind auf den Plantagen wieder Erntehelfer und Selbstpflücker zugange. Mehr über Anbau, Ernte und Besonderheiten der Kirschen hat uns Jörg Dornberger, Diplom-Gartenbau-Ingenieur und Vorstandsmitglied der Fahner Obst e.G., bei einem Besuch zwischen den Kirschbäumen verraten.
Prall, tiefrot und glänzend hängen sie zu hunderten an den Ästen und warten nur darauf, geerntet zu werden: Süßkirschen. 40 verschiedene Sorten mit Namen wie „dunkelrote Bellise“ „Kordia“ oder „Nimba“ gehören bei Fahner Obst zum Sortiment. Der Hauptgrund, warum der Betrieb auf solch eine große Vielfalt setzt, ist die Staffelung der Reifephase. „Einige Sorten sind früher reif, andere erst später – Somit verlängern wir unsere Saison auf 40 bis 50 Tage“, erklärt Dornberger. Im Gegensatz zum Großteil der heimischen Kirschanbauer verzichtet man bei Fahner auf eine Überdachung der Plantagen. Für eine ausreichende Wasserversorgung auch in trockenen Wochen sorgt ein direkt am Boden verlaufendes Tröpfchensystem. Neben den Wetterbedingungen gibt es aber noch eine weitere Herausforderung: Dass die reifen Kirschen ein wahrer Genuss sind, wissen leider auch die Stare. Unter anderem mit Greifvogel-Attrappe versuchen die Obstbauer dem Problem Herr zu werden.
Übung macht den Ernte-Meister
Ein paar Meter weiter sind schon viele fleißige Helfer zugange. Die Ernte der Süßkirschen ist bis heute reine Handarbeit. „An einem Baum hängen circa 15 bis 20 Kilogramm Kirschen, da kommt also einiges zusammen“, so Dornberger. Da das Obst sehr druckempfindlich ist, müssen die Mitarbeiter mit Gefühl vorgehen. „Ansonsten ist zu beachten, dass der Stiel möglichst dranbleibt, da er als Frischemerkmal dient und sonst auch die Haltbarkeit der Kirsche verkürzt sein kann.“ Wie bei vielen Dingen macht auch hier Übung den Meister – ein guter Mitarbeiter erntet laut dem Experten 20 bis 30 Kilogramm Kirschen pro Stunde. Die Früchte werden dann möglichst umgehend vom Feld transportiert und in Kühlzellen auf zwei bis fünf Grad Celsius heruntergekühlt. Anschließend erfolgt die Sortierung nach Größe sowie das Aussortieren fauliger Exemplare im Wasserbad. Nun wird das Obst für die Abpackung vorbreitet. Aus Thüringen geht es über regionale Wochenmärkte aber auch große Handelsketten europaweit an Verbraucher. Um den Vertrieb kümmert sich der ostdeutsche Gemeinschafts-Verband VEOS, dem Fahner Obst angehört.
Süß, sauer, saulecker
Auch Sauerkirschen gehören zum Repertoire des Unternehmens und werden auf 120 Hektar angebaut. „Die sind aber erst etwas später als die Süßkirschen, ab Anfang Juli und die Schattenmorelle sogar erst Ende Juli, reif“, so Dornberger. Im Gegensatz zu ihren süßen Kollegen werden sie nicht ausschließlich als Tafelkirschen verkauft, sondern im Verarbeitungsbetrieb direkt am Ort auch zu Säften, Marmeladen, Likör oder Kirschwasser weiterverarbeitet. Sogar Glühwein könne man daraus herstellen, berichtet der Experte. Wer daheim möglichst viel von seinen Kirschen haben will, sollte diese laut Dornberger im Gemüsefach des Kühlschranks lagern – „oder noch besser: Man lässt sie sich einfach direkt schmecken.“
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