Kommentar von Thüringens Bauernpräsident Helmut Gumpert im TBV-Journal, Ausgabe Mai 2015
"Ärgern Sie sich auch über negative Berichte über uns Bauern in den Medien? Oder über Menschen, die gegen Landwirtschaft Stimmung machen, indem sie zum Beispiel gegen Stallbauten auf die Straßen gehen, Bürgerinitiativen gründen oder den benachbarten Landwirt beschimpfen, weil er angeblich mit Gülle das Grundwasser verseucht?
Wir müssen uns nichts vormachen: Uns Landwirten weht in der öffentlichen Debatte oft ein rauer Wind entgegen. Fast schon reflexartig reagieren wir mittlerweile mit dem Vorwurf: Ihr habt ja keine Ahnung! Und leider stimmt es: Diejenigen, die sich negativ zur Landwirtschaft äußern – sei es im Internet, in Leserbriefen oder in TV-Debatten – wissen tatsächlich wenig von unserer Arbeit. Warum ist das so? Schließlich haben wir doch Zahlen, Daten und Fakten, die ganz klar zeigen, dass wir unsere Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen und vor allem nach Recht und Gesetz und mit Können erledigen. Leider haben wir es jedoch mit dieser ZDF-Methode (Z = Zahlen, D = Daten, F = Fakten) jahrzehntelang nicht geschafft, die Menschen zu erreichen, die sich nur am Rande für Landwirtschaft interessieren und die in unseren Städten leben. Für sie ist Landwirtschaft ganz weit weg. Über Landwirtschaft erfahren diese Personen erst etwas, wenn in der örtlichen Fußgängerzone gegen „die Agrarindustrie“ demonstriert wird oder wenn in der sonntäglichen Talk-Show am Abend Vertreter von Umwelt- und Tierschutzorganisationen erklären, dass die Zukunft der Landwirtschaft hierzulande in einem Besinnen auf das Wirtschaften wie vor hundert Jahren liegt.
Von uns Landwirten hörte man in der Öffentlichkeit lange Zeit wenig. Das muss sich ändern. Wir müssen aber verstehen, dass wir zusätzlich zu Zahlen, Daten und Fakten vor allem ein gutes Gefühl vermitteln müssen. Wir müssen zeigen, dass wir stolz auf unseren Beruf sind und dass wir Ahnung von dem haben, was wir tun. Wir müssen dialogbereit sein, dürfen uns nicht auf unseren Höfen verstecken, sondern müssen sie öffnen. Vor allem aber müssen wir mit unseren Botschaften in die Massenmedien. Genau diesen Ansatz verfolgt die Initiative Heimische Landwirtschaft, der sich in Thüringen schon zahlreiche Betriebe angeschlossen haben. Die Heimische Landwirtschaft ist ein Zusammenschluss von Landwirten, die Landwirtschaft ins Radio bringen wollen. Seit 2011 sind die Spots unter der Überschrift „Ich vertraue den heimischen Landwirten“ bei uns in Thüringen im Radio zu hören. Bundesweit haben sich mittlerweile fast 800 Landwirte der Initiative angeschlossen. Gegründet von Landwirten aus Thüringen und mit Unterstützung des Thüringer Bauernverbandes e.V., können wir hier wirklich stolz darauf sein, was hier auf die Beine gestellt wurde: Eine Aktion, über die die gesamte Agrarbranche in Deutschland spricht! Erst vor wenigen Wochen wurde die Öffentlichkeitsarbeit der Heimischen Landwirtschaft auf der agra mit dem Innovationspreis ausgezeichnet.
Beim Deutschen Bauerntag Ende Juni in Erfurt haben wir nun die Möglichkeit, unseren Berufskollegen aus allen Bundesländern zu zeigen, welch gute Ansätze zur Öffentlichkeitsarbeit es in Thüringen bereits gibt. Doch dafür müssen wir Landwirte auch deutlich machen, dass wir gemeinsam hinter der Initiative Heimische Landwirtschaft stehen. Bisher machen erst 153 thüringer Landwirtschaftsbetriebe mit. Das entspricht einer Fläche von 200.000 Hektar. Wenn sich noch mehr Landwirte beteiligen, können wir die Arbeit der Initiative noch weiter ausbauen und vielleicht bald auch ins Fernsehen gehen. Ich selbst bin mit unserem Betrieb gleich zu Beginn Mitglied geworden und freue mich zu sehen, wie positiv sich die Heimische Landwirtschaft entwickelt hat. Die 50 Cent pro Hektar für Öffentlichkeitsarbeit sind sehr gut angelegtes Geld, denn Öffentlichkeitsarbeit ist für unsere Höfe ein Produktionsfaktor. Nur, wenn es uns gelingt, das Image der Landwirtschaft in der Gesellschaft positiv zu beeinflussen, vertrauen uns Verbraucher, Medien und schlussendlich auch die Politik, die mit Gesetzen und Verordnungen die Rahmenbedingungen für unsere Arbeit setzt.
Immer wieder treffe ich Berufskollegen, die sich mehr Öffentlichkeitsarbeit wünschen. Denen kann ich nur sagen: Macht mit bei der Initiative Heimische Landwirtschaft! In diesem TBV-Journal finden Sie Anmeldekarten, die sie direkt ausfüllen und portofrei zurücksenden können. Ich würde mir wünschen, dass wir bis zum Deutschen Bauerntag zeigen, dass wir geschlossen hinter der Initiative Heimische Landwirtschaft stehen. Wir haben es selbst in der Hand: Nicht durchs Reden wird unser Image besser, sondern nur durch Handeln!"
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