Weinbau ist ein Handwerk mit jahrtausendealter Tradition. Doch die veränderten Bedingungen – mehr Hitze, mehr Trockenheit – aber auch neue Entwicklungen im Bereich Pflanzenschutz erfordern von den Winzern ein Sich-Weiterentwickeln und Anpassen. Wie das konkret aussehen kann und was es für die Verbraucher bedeutet, hat uns Marko Hörner vom Weingut Hörner in Hochstadt (Pfalz) erklärt.
Bereits seit vielen Jahren wird im Weingut Hörner, zwischen Rhein und Haardtgebirge gelegen, Wein angebaut, verarbeitet und vermarktet. Trotz der langen Tradition gehören Weinbau und Wandel für Marko Hörner in gewissem Sinne sogar zusammen. „Weinbau hatte schon immer eine gewisse Dynamik“, so der Weinbautechniker. Am deutlichsten zeige sich das bereits seit Jahrzehnten beim Thema Klimawandel. „In meiner Jugend war die Ernte im Oktober. Heute ernten wir bei gleichzeitig höherer Zuckerreife mitunter um den 10. September, oft ist im Oktober die Ernte abgeschlossen, eine Verlagerung um ca. zwei Wochen nach vorne“, macht es Hörner deutlich. Besonders dramatisch sei das für den Eiswein: Die für dieses Produkt bei der Ernte benötigten -7°C würden heutzutage nur noch selten und wenn erst im Januar erreicht – in den meisten Fällen also zu spät für die Trauben.
Mehr Geschmack, weniger Kosten
Eine Maßnahme, die der Betrieb bereits seit Ende der 1990er praktiziert, ist die sogenannte Teilbegrünung. Statt den Weinberg ganzjährig dauerbegrünt zu lassen, wird dabei im Frühjahr jede zweite Fahrgasse zwischen den Reben umgebrochen und Ende Juli/Anfang August mit Winterbegrünung aus z.B. Gras oder Klee eingesät. „Zum einen zersetzt sich die Begrünung dann langsam und hierdurch werden Aromavorläufersubstanzen gebildet, die dann von der Weinrebe per Wurzel aufgenommen und in die Beeren transportiert werden und das spätere Weinaroma etwas mehr Tiefe und Komplexität verleihen“, so Hörner. Ein weiterer Grund sei die Bindung freier Nährstoffe für das Folgejahr, was dann auch Kostenersparnisse bringe. Zudem würde dank der Begrünung die Erosionsgefahr und der Einsatz von Düngemitteln reduziert.
Auf eine weitere Veränderung, den passiven Pflanzenschutz, setzt der Betrieb seit 2002. Hierbei werden die untersten Rebblätter im Spalier aufgelockert, wodurch die Pflanze besser durchlüftet werden kann. „Die Trauben bekommen mehr Sonne ab und lagern dadurch mehr Farbe und Aromen ein. Auch wird durch die Besonnung der Beerenschale härter, was das Eindringen von Pilzen oder Insekten erschwert“, so der Experte.
Doch nicht nur die Umweltbedingungen erfordern Veränderungen: Aktuell laufen Hörner zufolge auf dem Weingut außerdem Umstellungen zu einer rein mechanischen Kultivierung. Damit reagieren die Winzer auf den steigenden Mindestlohn der Saisonkräfte, der bei einer arbeitsintensiven Anbaumethode wie dem Weinbau erhebliche Kostensteigerungen mit sich bringt.
Pilze und Schädling: Darum braucht es Pflanzenschutz
Ein weiterer Bereich, in dem die Winzer immer wieder gefordert sind, ist das Thema Pflanzenschutz. Denn: Nicht nur Menschen lieben Wein, auch bestimmte Pilze und Insekten interessieren sich – sehr zum Ärger des Winzers – für die Reben. Die Palette reicht vom Mehltau über die Kirschessigfliege bis zum Traubenwickler. Die Folgen beschreibt Hörner mit „Qualitätsverlust bis Ernteausfall“. Bei einer Infektion mit dem falschen Mehltau etwa reicht ein befallenes Blatt aus, um Reben im Umkreis von hunderten Metern zu infizieren. „Daher muss der Neuzuwachs ständig nachbehandelt werden, egal ob Bio- oder konventioneller Anbau.“ Neben dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln setzten die Winzer auch auf mechanische Maßnahmen, etwa, indem sie den Raum unterhalb des Spaliers zum Boden freihalten.
Neue Züchtungen sollen Schaderregern trotzen
Ein relativ neues Feld sind die sogenannten PIWI-Reben. Sie sind speziell gezüchtet und teilresistent gegen bestimmte Pilzkrankheiten. Damit soll der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert werden. Hörner selbst hat bislang zwar noch keine Reben davon im Anbau, hat es „mittelfristig aber auf dem Plan“. Als Allheilmittel sieht er die PIWIS trotzdem nicht, da Schaderreger immer noch Immunitäten ausbilden könnten. Zudem würde eine Umstellung aller Anlagen auf die resistenten Sorten mindestens um die 30 Jahre dauern und dafür müsste zunächst erst einmal ausreichend zertifiziertes Pflanzgut zur Verfügung stehen. Trotzdem sei die Reduzierung auf zwei bis drei Pflanzenschutzanwendungen pro Jahr dank PIWI-Sorten „eine deutliche Verbesserung gegenüber den etablierten Rebsorten“.
Alles in allem blickt der Pfälzer positiv in die Zukunft. „Dass sich die klimatischen Bedingungen verändern, ist in meiner Branche nicht neu. Ich für meinen Teil arbeite an Anpassungen im Produktionsprozess“, bringt es der Weinbautechniker auf den Punkt. „Bislang habe ich noch immer eine Antwort gefunden – und bin guter Dinge, dass mir dies auch weiterhin gelingen wird.“
Der Familienbetrieb Weingut Hörner bewirtschaftet konventionell 18 Hektar Reben, darunter die Sorten Chardonnay, Dornfelder, Müller-Thurgau, Riesling, Silvaner sowie Spät- und Weißburgunder. Die Vermarktung erfolgt direkt und über den Onlineshop. Zudem verkauft der Betrieb Trauben, Frischmost oder Wein an Kellereien und Winzerkollegen.
Fotos: Marko Hörner
Kontakt:
Weingut Gerhard und Marko Hörner GbR
Edesheimer Weg 14
76879 Hochstadt
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